Ein Basler Elternpaar will weiter gegen staatlich diktierten Sexualkundeunterricht vorgehen.«Die Auffassungen der Eltern werden verdrängt.» Ulrike und Andreas M. Walker sind die Eltern von vier schulpflichtigen, Kindern und sammeln Unterschriften für eine nationale Initiative gegen das Sexualkunde-Obligatorium. Foto MIchael Koller, Von Mischa Hauswirth, Basel. Das Ehepaar Ulrike Walker (48), und Andreas M. Walker (48) aus dem, Gellert-Quartier pocht auf sein Recht, Eltern sein zu dürfen und will nicht, dass Staat und Schule den Kindern im, Kindsgi und den ersten Primarklassen, ihr Weltbild von Sexualität aufzwingen, darf. Doch genau das ist seit einer, Woche der Fall. Die Eltern blitzten mit, ihrem Rekurs vor dem Appellationsgericht, Basel-Stadt ab. Im Gespräch mit, der BaZ erklären die beiden, um was, es ihnen geht, warum sie der aktuellen, Sexualpädagogik misstrauen und, warum der Kampf noch nicht zu Ende, ist., BaZ: Befürworter des neuen Sexualkundeunterrichts, halten Sie für konservativ , und fortschrittsfeindlich. Was sagen Sie, zu diesen Vorwürfen?
Andreas Walker: Die Befürworter, argumentieren schablonenhaft und, schrecken vor Propaganda nicht zurück.,
Wäre eine Kombination zwischen einer, Sexualkunde durch die Eltern und der, Schule nicht denkbar?
Ulrike Walker: Bei einer Kombination, sollten die Eltern entscheiden können, ob und in welcher Form sie diesewollen. Wir dürfen nicht übersehen, dass der Weg, den die Behörden mit, ihrem Obligatorium beschreiten, die, Auffassungen der Eltern verdrängt., Die Botschaft dahinter ist unmissverständlich:, Ein Welt- und Menschenbild, soll den schulischen Sexualkundeunterricht, dominieren, obwohl die, Schule eigentlich ein Ort der neutralen, Wissensvermittlung sein soll. Die, Zusicherung, «die Verantwortung, liege ganz bei den Eltern» und «die, Schule sei nur unterstützend», glaube ich nicht.
Und was ist mit den Eltern, die bei der, Aufklärung ihrer Kinder Unterstützung, wünschen?,
Ulrike Walker: Wer Hilfe wünscht, soll diese bekommen, wie etwa beim, Bruchrechnen oder Französisch auch., Ich kenne keine Eltern in Kindergarten, und Anfang Primar, die sich, vom Thema Sexualität überfordert, fühlen. Dies sind Ausnahmen, die, nicht zur Regel erklärt werden dürfen., Allerdings ist die Prävention vor, Missbrauch sehr wichtig.
Andreas Walker: Die Politik richtet, sich nach dem Grundsatz, Minderheiten, zu schützen und zu stärken., Offensichtlich gibt es heute eine, Minderheit von Eltern, die mündig, und bereit ist, Verantwortung zu, übernehmen, die Eltern sein wollen, aber denen keine Minderheitenrechte, zugestanden werden. Es stellt sich die, Frage, ob auch intakte Familien mit, konservativer Sexualethik Toleranz, und Liberalität einfordern dürfen.Rund die Hälfte aller Paare lassen sich, scheiden, Kinder wachsen nur bei einem, Elternteil oder in Patchworkfamilien auf., es gibt weniger klassische Familien als, früher.
Ist es da nicht logisch, dass sich, die Schule diesen neuen Verhältnissen, anpassen muss?
Andreas Walker: Anpassung inwiefern?, Diese Studien fokussieren einseitig, auf sogenannte Problemfamilien, und Problemkinder. Man kann, sich durchaus fragen, ob da nicht eine, gewisse Ideologie dahintersteckt.,
Wie ist das zu verstehen?
Andreas Walker: Wir haben in den, Sozialwissenschaften oft nur den, Blick für das, was schlecht läuft oder, krank ist. Warum interessiert sich der, Staat so wenig dafür, warum funktionierende, Familien erfolgreich sind?, Es ist eine Tragödie, dass Forschung, mit einem konservativen Ansatz, zurzeit nicht stattfindet. Vielleicht, brauchen wir neue Universitäten mit, einem anderen Blickwinkel ähnlich, wie in Amerika, wo es Universitäten, für Republikaner und für Demokraten, gibt.
Ulrike Walker: Der heutige Ansatz besteht, darin, Symptome zu bekämpfen, statt sich zu fragen, warum die Familie, als traditionelles Modell immer noch, so erfolgreich und beliebt ist.
Andreas Walker: Wir reden heute in, der Gesellschaft viel von Nachhaltigkeit. Die Familie ist das nachhaltigste, Modell, was die Fortpflanzung und, Kindererziehung betrifft.
Also fördern Bund und Kantone die, falschen Studien?
Andreas Walker: Wir stellen in der, Tat eine Ungleichheit fest. Konservative, führen immer wieder ins Feld, dass für Sexualerziehung und Familienfragen, der gesunde Menschenverstand, ausreiche, es brauche keine, Forschung. Religiöse Kreise sagen, es, stehe in der Bibel, darum brauche es, keine Forschung. Auf der anderen, Seite gibt es Kreise, die im sozialdemokratischen, Gedankengut verankert, und an den Universitäten in, den Sozialwissenschaften sehr präsent, sind. Konservative und religiöse, Kreise sollten sich überlegen, ob ihre, Haltung noch zielführend ist und in, welcher Form sie der fachlichen Diskussion, begegnen wollen.
Ulrike Walker: Ich bin in der DDR, aufgewachsen und kann Ihnen aus eigener, Erfahrung versichern, dass hier, in der Schweiz der real existierende, Sozialismus weiterwächst, er wird, aber nicht mehr als solcher erkannt, weil er in perfider Weise längst verinnerlicht, wurde.
Ist der Vergleich mit der DDR nicht übertrieben?
Ulrike Walker: Nein, es gibt offensichtliche, Parallelen. In der ehemaligen, DDR hatte der Staat sehr viel, Macht, und in der Schweiz baut er, seinen Einfluss ideologisch vergleichbar, und kontinuierlich aus.
Andreas Walker: Es steht zwar, nirgends mehr Marxismus drauf, aber vielerorts steckt er drin. Darum, ist der Ausgang des Gerichtsverfahrens, eigentlich nicht weiter verwunderlich. Wieso?
Andreas Walker: Wir waren erstaunt, dass der Gerichtspräsident, SP-Mitglied und der Vize-Gerichtspräsident, bei den Grünen ist. Das, sind Parteien, die ein anderes Staatsverständnis, haben als wir. Ich begreife, dass der Gerichtspräsident, uns nicht verstanden hat, weil er aus, seiner sozialdemokratischen Sicht, wohl ein Weltbild hat, in dem der, Staat für alles verantwortlich sein, soll und darf.
Ulrike Walker: Aus Sicht des Gerichtspräsidenten, ist das Obligatorium, für Sexualkundeunterricht im, Kindergarten stimmig, und unsere, Argumente fanden kein Gehör.
War das Urteil ideologisch?
Andreas Walker: Das schriftliche, Urteil haben wir noch nicht erhalten, wir stützen uns auf unsere persönlichen, Eindrücke der mündlichen Verhandlung.Wir haben den Eindruck, dass hier Mechanismen wirken, die den Staat in sich stärken. Wir haben ja, nie Unrecht bekommen, das Gericht, nahm einfach eine Güterabwägung, vor. Es wurde Kinderrecht gegen Elternrecht und öffentliches Interesse gegen Familienrecht ausgespielt.
Ulrike Walker: Es ist wie ein geschlossener Staatsapparat, der in sich funktioniert. Sie kritisieren die fachlichen Grundlagen, die zu diesem Sexualkunde-Modell geführt haben. Warum?
Andreas Walker: Weil es keine fachliche Verifizierung gibt. Eine Qualitätssicherung der Studien hat nie stattgefunden, eine Evaluation der Massnahmen ist nicht vorgesehen. Man geht einfach von ihrer Richtigkeit aus, weil sie mit Staatsgeldern finanziert wurden. «Ich begreife, dass der Gerichtspräsident uns nicht verstanden hat, weil er Sozialdemokrat ist.» Die heutige Sexualkunde operiert mit dem Begriff «kindliche Sexualität». Was stört Sie daran?
Ulrike Walker: Hier geraten wir in eine Strömung, die gefährlich ist. Der Begriff wurde in den 1980er-Jahren von Sexualwissenschaftlern eingeführt, die der Pädophilie nahestanden. Bis heute stützt sich die Fachwelt darauf ab und sagt, jedes Kind hat das Recht, seine Sexualität zu entdecken und zu leben. Das ist alarmierend, weil so die Grenzen zur Pädophilie verschwimmen. Ein Kind sucht Geborgenheit und nicht Erotik, es ist kein sexuelles Wesen.
Andreas Walker: Alice Schwarzer greift solche Begriffe und Zusammenhänge scharf an. Eigentlich sollten wir in der Schweiz ein Moratorium fordern, solange in Deutschland die Untersuchung wegen den Grünen und der Pädophilie läuft. Laut Psychotherapeut Jürgen Lemke waren Pädophile «Trittbrettfahrer» der sexuellen Revolution und schafften es, ihren Standpunkt bis in die Wissenschaft zu verbreiten. Ich vermisse eine kritische Auseinandersetzung der Sexualpädagogen mit ihren Quellen und Begriffen. Das macht misstrauisch. Ihnen wird vorgeworfen, Sie würden sich gegen die neue Unterrichtsform wehren, weil sie das Thema gleichgeschlechtliche Paare behandelt.
Sind Sie homophob?
Ulrike Walker: Hier zeigt sich ein weiteres Beispiel ähnlich zur DDR. Wer sich der staatlichen Propaganda nicht unterordnete, wurde als Klassenfeind stigmatisiert. Heute braucht es sehr wenig, um als homophob oder rassistisch gebrandmarkt zu werden. Ich habe keine Berührungsängste gegenüber andersartigen Menschen und möchte, dass meine Kinder vor jedem anderen Respekt haben und Anstand zeigen, egal welche Meinung er vertritt. Dafür möchte auch ich meine Ansicht vertreten dürfen, ohne gleich als «prüde» und «weltfremd» schubladisiert zu werden.
Welche Rolle spielt das christliche Fundament bei Ihrer Einstellung?
Ulrike Walker: Dass viele konservative Eltern, die sich schwertun mit diesem frühen und progressiven Sexualkundeunterricht, einen christlichen Hintergrund haben, möchte ich nicht bestreiten. Uns geht es um einen würdevollen Umgang mit Sexualität, der jenseits eines triebgesteuerten und menschenunwürdigen Auslebens von purer Lust liegt.
Andreas Walker: Wir dürfen nicht vergessen, dass eine Auseinandersetzung mit Sexualethik in der Kirche seit Jahrtausenden stattfindet, weil es darum geht, dass wir nicht einfach Tiere, sondern Menschen sind. Dabei geht es primär um Beziehungen.
Wie geht es jetzt nach diesem Gerichtsentscheid weiter?
Andreas Walker: Der Kanton Basel- Stadt hat in der Sache entschieden. Ob das Bundesgericht oder der Europäische Menschengerichtshof zum gleichen Schluss kommen, ist offen. Wir prüfen die nächsten Schritte. Offensichtlich werden konservative Eltern in Basel vom Staat nicht mehr verstanden und akzeptiert. Deshalb braucht es neue Überlegungen, wie man seine Eltern- und Familienrechte einfordern kann.
Ulrike Walker: Unsere nationale Initiative hat bereits 77000 beglaubigte Unterschriften, auch viele junge Erwachsene zeigen ein grosses Interesse daran. Wir sind zuversichtlich, dass wir bis Dezember die nötigen 100 000 Unterschriften erhalten.