«Die Sexualaufklärung ist Sache der Eltern»

Heute werden in der ganzen Schweiz Unterschriften für die Volksinitiative gesammelt.

An vorderster Front dabei ist auch der 22-jährige Ausserberger Diego Schmid. Interview: Michel Venetz Warum sammeln Sie Unterschriften für die Volksinitiative? «Die Sexualaufklärung von Kleinkindern ist Sache der Eltern. Mich stört es, dass die Schule bereits im TKindergarten und in den ersten Jahren der Primarschule ihr Weltbild über die Sexualität vermitteln kann »

Der Sexualkundeunterricht in den Schulen kommt für Sie also zu früh?

«Ja, im Kindergarten und in den ersten beiden Primarklassen braucht es noch keinen Sexualkundeunterricht. Ich konnte nur den Kopf schütteln, als ich erfuhr, dass der Kanton Basel für den Auf ldärungsunterricht an Schulen eine <Sexbox> mit Holzpenissen und Geschlechtsteilen aus Stoff zur Verfügung stellte.»

Wie sollte denn Ihrer Meinung nach der Sexualunterricht aufgegleist werden?

«Der Unterricht sollte vor dem neunten Altersjahr untersagt werden und anschliessend freiwillig sein. Ab dem zwölften Lebensjahr sollen dann die Kinder in einem obligatorischen Biologieunterricht über die menschliche Fortpflanzung aufgeklärt werden. Der Unterricht soll aber nur auf wissenschaftlicher Basis durchgeführt werden, ohne das Gedankengut der 68er-Generation. Das fordert ja auch die Volksinitiative.»

Übertreiben Sie mit Ihren Forderungen nicht ein wenig?

In den Walliser Kindergärten sind ja keine «Sexboxen» im Einsatz. «Nein, ich übertreibe nicht. Wir müssen aufpassen, in welche Richtung sich der Sexualkundeunterricht entwickelt. In unserem Kanton ist die SIPE an den Schulen für den Aufklärungsunterricht verantwortlich. Die SIPE wird vom Staat finanziell unterstützt. Als zukünftiger Sekundarlehrer finde ich das bedenklich. Die Sexualaufklärung muss Sache der Elternbleiben. Die Schule muss sich in diesem Bereich neutral verhalten. Der heute bestehende staatlich finanzierte Sexualkundeunterricht ist da sicherlich der falsche Ansatz.»

Was haben Sie als OS-Schüler für Erfahrungen mit dem Sexualunterricht gemacht?

«An der Orientierungsschule haben wir während den Biologiestunden das Thema menschliche Fortpflanzung detailliert behandelt. Ich fand dieses Art des Unterricht sehr spannend und lehrreich.»

Und wie sah es mit dem Sexualkundeunterricht der SIPE aus?

«Auch die Sexualpädagogen der SIPE haben damals bei uns vorbeigeschaut und hatten unter anderem <Sexboxen> mit Holzpenissen und Kondomen dabei. Ich kann mich noch daran erinnern, dass viele Schüler damals während des Unterrichts gelacht und Witze gerissen haben. Mir schien es fast so, als ob die Schüler auch noch im OS-Alter teilweise unreif waren und sich nicht sachlich mit dem Thema Sexualität auseinandersetzen konnten. Für mich persönlich war der SIPE-Unterricht nicht sehr förderlich.»

Die Arbeit der SIPE stört Sie also?

«Nein, das kann ich so nicht sagen. Ich finde es aber fragwürdig, dass der Staat diese Art des Unterrichts an den Schulen finanziell unterstützt. Der Staat und insbesondere die Schule müssten sich neutral verhalten. Ausserdem finde ich, dass die Eltern ihre Kinder aufklären sollten und nicht die Schule.»

Die Befürworter für einen frühen Sexualkundeunterricht an Schulen sagen, dass dank dieser Form des Unterrichts die Zahl der Geschlechtskrankheiten deutlich reduziert werden kann.

«Da muss ich widersprechen, das Gegenteil ist der Fall. Es gibt Studien, die besagen, dass in Ländern wie Schweden und England, wo ein früher Sexualkundeunterricht an den Schulen obligatorisch ist, prozentual gesehen am meisten Geschlechskrankheiten ausbrechen.»

Die Gegner der Initiative bezeichnen Sie als fortschrittsfeindlich und konservativ.Was sagen Sie dazu?

«Das ist für mich nichts Neues. Diese Argumente werden von den Gegnern oft vorgebracht. Sie stören mich auch nicht. Fortschrittsfeindlich sind wir aber auf keinen Fall. Wir vertreten einfach eine andere Meinung als die meisten Sexualpädagogen. »

Heute gehen Sie in Brig auf die Strasse und sammeln Unterschriften. Was denken Sie, findet Ihr Anliegen bei der Oberwalliser Bevölkerung Gehör?

«Ja, ich denke schon. Ich habe bereits mit vielen Leuten in meinem Umfeld Gespräche geführt und stelle fest, dass die Unterstützung für die Volksinitiative durchaus vorhanden ist.»

Diego Schmid (Interview-Partner)