Aus dem St. Galler Tagblatt vom 16.4.2015
Die Informationen in dieser Zeitung vom 3.und 5. März dieses Jahres zum Sexualkundeunterricht an den Schulen sind oberflächlich. Die Notwendigkeit des Sexualkundeunterrichts ist zu bejahen, aber über das Entscheidende – die Art und Weise der Ausführung – wird kein Wort verloren. Dabei sind Fakten vorhanden:
Im Folgenden einige Ausschnitte aus dem Methodenbuch «Sexualpädagogik der Vielfalt», 2. Auflage 2012, das in Basel bereits angewendet wird:
Seite 75: Der neue Puff für alle: Die Schüler setzen sich mit Sexualitäten und deren Lusterfüllung auseinander […] Berücksichtigung vielfältiger Lebens- und Liebesweisen […].
Seite 99: Warum werden Menschen heterosexuell?
Seite 122: Voll Porno […] die bisherigen Erfahrungen der Teilnehmenden mit der Pornographie sind zu berücksichtigen. […]. Gespräch über den eigenen Pornokonsum […].
Meine Bemerkungen dazu: In der Schule sollen Kinder aufgeklärt werden, aber mit Respekt vor der Persönlichkeit des Kindes und seiner Intimsphäre. Aufklärung heisst beispielsweise, den Schülerinnen und Schülern die Ergebnisse wissenschaftlicher Untersuchungen zum Pornokonsum mitzuteilen. Die eigentlichen Motive sind Frust und Langeweile im Alltag, dem man entfliehen möchte.
Die Jugendlichen kennen Pornos, aber detailliert darüber zu diskutieren verletzt ihre Intimsphäre und macht den Konsum zur Normalität. Als Argument wird oft genannt, dass die Schüler über ihr Handy sowieso Pornos sehen können. Aber gerade deshalb ist es wichtig, die dahinterliegenden Motive aufzuarbeiten, anstatt sich auf die gleiche Ebene zu begeben. Denn dann findet Sexualisierung und nicht Aufklärung statt.
Ebenso wenig hilft diese Art des Unterrichts dem Kind, zu unangenehmen Berührungen «Nein» zu sagen. Dazu ist der Schüler viel eher in der Lage, wenn ihm auch in der Schule Wertschätzung und Anerkennung entgegengebracht wird – wenn er Selbstvertrauen entwickelt hat und sich traut, eine eigene Meinung zu vertreten.
Gisbert Otto
Waldeggstrasse 24, 9500 Wil